Konflikte in Teams und Organisationen kosten nicht nur Nerven, sondern schnell auch Geld. Kapazitäten und Energien werden gebunden, mit der Zeit schrauben sich die Eskalationsstufen von einem Level ins nächste hoch.
In den vergangenen Wochen habe ich mich intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt. Als Coach erlebe ich üblicherweise nur einen der Konfliktpartner, meist auch außerhalb seines Konfliktraumes (also des Firmensitzes). Als Konfliktmoderator lerne ich alle Konfliktparteien kennen und unterstütze sie in meiner Allparteilichkeit darin, zu ihrer Lösung zu kommen. Dieser Prozess beinhaltet als Voraussetzung natürlich immer, dass die Beteiligten freiwillig an der Lösungsfindung teilnehmen.
“Dazu gibt es doch eigentlich die Mediation”, mögen Sie sich nun sagen. Richtig − bis zu einer klar definierten Eskalationsstufe sind jedoch auch wir Coaches und Konfliktmoderatoren befähigt, Sie bei der Lösungsfindung zu unterstützen. Einige weitere Punkte unterscheiden uns Konfliktmoderatoren und Coaches klar von den Mediatoren: Während die Mediation strikt darauf achtet, Ich-Botschaften zu formulieren, lassen wir Du-Botschaften zu. Wir sind, anders als die Mediatoren, nicht daran interessiert, Themen “in Samt und Seide zu kleiden” und abschließend eine Vereinbarung schriftlich zu fixieren. Wir schauen vielmehr genau hin und benennen offen, was wo wie schmerzt. Dies alles geschieht in absoluter Vertraulichkeit und − wie oben schon benannt − in Allparteilichkeit (die von Neutralität durchaus zu unterschieden ist). Letztlich wollen wir, dass unsere Klienten das Problem beheben und zu umsetzbaren Lösungen finden.
Wie immer ist die berufliche Hinwendung zu einem Thema für mich auch ein Anlass, mich mit möglichen eigenen Begegnungen zu beschäftigen. Ich mache kein Hehl daraus: Es gab Konflikte. Immer wieder. Mal intern, mal extern. Manche von ihnen wurden gelöst, andere nur unter den Tisch gekehrt. Als wirklich überflüssig erachte ich rückblickend diejenigen, die eine Weile unterschwellig schwelten und nie benannt wurden. Aus diesen sind alle Beteiligten als Verlierer heraus gegangen. Denn neutral betrachtet birgt eine Meinungs- oder Standpunktverschiedenheit (also die Vorstufe eines Konflikts) zunächst einmal die Chance in sich, die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und statt gewohnter Pfade auch mal einen anderen Weg einzuschlagen. Schade also, wenn wir diese Chancen verstreichen lassen und nicht in der Reibung mit dem Kontrapart unsere Argumente reflektieren, den Blick auf das Thema schärfen und so die Möglichkeit auf Veränderung und Entwicklung nutzen.
Deshalb möchte ich Mut machen, Konflikte nicht zu scheuen − privat wie im Job. Wenn es im Gebälk knirscht, dann raus damit: Legen Sie die Karten auf den Tisch.
Und: Geschätzte Führungskräfte und Personalverantwortliche, bitte schauen Sie nicht weg, wenn ein Mitarbeiter den Mut fasst, einen Konflikt zu benennen und sich ratsuchend an Sie wendet.
Konflikte sind ernst zu nehmen.
Und meistens sind sie lösbar.