Es gibt Menschen, die Berufe ergreifen und ausfüllen, die weniger bekannt oder kaum beachtet sind. So unterschiedlich die Tätigkeiten und Inhalte auch sind, so eint sie doch etwas: Pure Leidenschaft für ihr Thema. In der Interviewreihe “Berufung als Beruf” möchte ich Menschen, ihre Berufe und Lebenseinstellungen vorstellen und zu Wort kommen lassen, die ihr ganz besonderes Etwas entdeckt und entwickelt haben, es leben und erlebbar machen.
Monika Meurer lernte ich 2013 bei einem Blogger-Event mehrerer Partner aus dem Bio-Sektor kennen und nahm sie als sehr aufmerksam, klar strukturiert und kritisch hinterfragend wahr. Damals lebte sie mit ihrem Mann Achim, der Fotograf ist, in Graz, bloggte, organisierte unkonventionelle und erfolgreiche Events und Barcamps und beriet Unternehmen in ihrer Kommunikation. Schon beim Wiedersehen auf der ITB berichteten die beiden Meurers mir von ihrem Plan, alle Zelte abzubrechen und auf eine Art Walz 2.0. für touristische Destinationen und weitere Reiseanbieter zu gehen. Wie die beiden sich 2015 zunächst als “Waltzing Meurers” auf ihren neuen Weg machten und was alles daraus wurde, verrät Monika in diesem Interview. Viel Freude und gute Inspirationen beim Lesen!
Bitte stell Dich, Deinen Beruf und Deinen Werdegang kurz vor.
Puh! Das ist gar nicht so einfach. Wie nennt man das, was ich mache? Und kurz ist mein Werdegang auch nicht. Ich habe meinen beruflichen Lebenslauf mal aufgeschrieben, um zu zeigen, dass er nicht gradlinig verläuft. Auch heute ist alles immer noch im Fluss. Der rote Faden ist, ein großer Hang zur Organisation, zu Buchstaben und zum Ideen spinnen. Schon als Kind habe ich alles sorgfältig sortiert. Nach Farben, Größen oder Alphabet. Irgendwie mag ich Systeme.
Und ich bin bekennend buchstabensüchtig. Ich lese alles. Auch die Rückseiten von Shampooflaschen. Und dann verbinde ich das alles. Was ich höre, sehe oder lese, möchte ich irgendwie einordnen und verknüpfe es automatisch mit anderen Sachen, die ich gehört, gelesen oder gesehen habe. Ich nehme auch heute als Vermietercoach sehr viele Kleinigkeiten wahr, die ich dann anderen Vermietern aufzeigen kann. So bin ich zu einem wichtigen Sparringspartner für Unterkünfte oder touristische Destinationen geworden.
Wann hast Du Deine berufliche Leidenschaft erkannt und wann sie zum Beruf gemacht?
Das Organisieren habe ich mit meiner Ausbildung zur Sekretärin bereits sehr früh zum Beruf gemacht. Später kam dazu, dass ich mein Wissen sehr gerne weiter gegeben habe. So habe ich viele Jahre als Trainerin gearbeitet.
Was (und/oder wer) hat Dir auf diesem Weg Mut gemacht und Dich gestärkt?
Gestärkt haben mich alle, die mir einen Job vorgeschlagen haben, ohne dass dieser eine richtige Berufsbezeichnung hatte. Ich habe dann irgendwann meine Selbständigkeit angemeldet, ohne viel Ahnung von BWL oder sonstigen Dingen zu haben. Aber unter diesem bürokratischen Dach konnte ich alles machen und anbieten, was ich wollte: Ob es PR für ein Zirkusprojekt war, die persönliche Assistentin für einen Musiker oder Deutschunterricht für finnische Firmen. Irgendwie wurde das alles durch meine Fähigkeiten abgedeckt.
Wo liegen oder lagen Hindernisse – welchen Preis hat es Dich gekostet (oder kostet es noch)?
Der Preis ist, wie wohl bei vielen Selbständigen, dass es kein kontinuierliches Einkommen gibt und es streckenweise schwierig war. Zurzeit ist der Preis das ständige Reisen, was zum Teil sehr anstrengend ist. Weiterhin ist es mühsam, eine Tätigkeit zu erklären, die völlig neu ist. Mit einem bekannten Begriff tun sich viele Menschen leichter. Ich muss immer umschreiben, was ich tue. In ein paar Jahren wird es wohl ein Wort dafür geben, aber im Moment noch nicht.
Würdest Du heute etwas anders machen?
Ich würde nichts anders machen wollen. Mit jeder Aufgabe bin ich gewachsen und habe etwas dazu gelernt, das ich bis heute anwenden kann.
Was würdest Du jemandem empfehlen, der an sich und seinen Fähigkeiten zweifelt und sich so nicht auf seinen Weg begibt bzw. ihn abbrechen will?
Viele wollen Sicherheit. Aber Sicherheit gibt es nicht. Du kannst morgen tot sein. Oder große Konzerne können plötzlich 20.000 Mitarbeiter entlassen. Hört also auf, Zeugnisse zu sammeln! Sammelt lieber Jobs und Erfahrungen. Ich sehe viele, die noch eine teuere Ausbildung machen und noch eine teure Fortbildung, aber das gelernte niemals anwenden. Mein Rat: Geht in Netzwerke, bietet Eure Dienste zum Tausch an gegen Dinge, die ihr wirklich braucht und lasst Euch Rückmeldung geben. Seid offen für Angebote und Anfragen und stellt Euer Licht nicht unter den Scheffel. Machen, machen, machen. So findet man auch heraus, was man nicht mag, was auch ganz wichtig ist.
Was wünscht Du Dir, welches Ziel hast Du für die Zukunft und wie sehen Deine nächsten Schritte aus?
Für die Zukunft habe ich schon wieder einige Ideen. Ich würde gerne mein Vermietercoaching vertiefen, würde gerne Destinationen bei der Kommunikation mit Leistungsträgern helfen und überlege, ob ich den Inhalt meines Hoteltippbuchs nicht umwandle in ein Spaßbuch und ein Kaberettprogramm.
Welche Frage hätte ich Dir noch stellen können oder sollen?
Hmm. Dazu fällt mir jetzt nichts ein.
Ich bedanke mich sehr herzlich für das Interview und empfehle den Blick auf die umfangreichen und vielseitigen Zeitangebote der Meurers sowie Monika Meurers Buch “Bisher hat sich noch keiner beschwert”. Außerdem freue mich auf die Umsetzung des Kabarettprogramms, das ich mir wunderbar erheiternd vorstellen kann.