Alles eine Frage der Perspektive.

Grau. Kühl. Verregnet. Wolkenverhangen.
So war der oberbayerische Sommer (bis auf ein paar wenige Ausnahmen).
Mir als Sommermenschen schlägt das schon auf’s Gemüt − ich benötige die Sonne auf der Nasenspitze nicht nur zur Bildung von Vitamin D. Und so haderte und haderte und haderte ich mit dem Bäh-Wetter. Und freute mich auf jeden angekündigten Sonnenstrahl. Der dann leider oft doch hinter der Wolkendecke verborgen blieb.
So auch am Donnerstag vergangener Woche. Ich hatte mir nach Wochen starken Arbeitsaufkommens und bislang noch ohne Urlaub besagten als sonnig vorhergesagten Tag fix als freien Tag reserviert. Für einen Ausflug in die vorherbstlichen Berge. Und dann: Grau. Kühl. Verregnet. Wolkenverhangen.
Was also tun – doch arbeiten? Den Steuerordner vorbereiten, Ablage machen? Nein – dazu war mir dann doch der freigehaltene Tag zu wichtig. Dann wenigstens einen Spaziergang am Starnberger See. Die Weite von Wasser tut mir immer gut.
Auch am See galt: Grau. Wolkenverhangen. Zum Glück unerwartet warm.
Und doch blieb der wunderbare Bergpanoramablick der Erinnerung überlassen.

GraSeeIn alter Instagram-Manier dokumentierte ich das Grauesgrau und geriet (diesmal unabsichtlich) auf die Filterfunktion. Und schwups: Schon zeigten sich schillernde Farben im Grau: Hellbraun, Grün, Blau, ein zarter Gelbton (Sonne!) und ein paar Gramm Weiß.

InsSeeSchlagartig wurde mir vor  Augen geführt, dass mein Grauesgrau letztlich eben doch nur eine Realität war, die ich schlechtsommervermuffelt eben als zutreffend wahrnahm. Aus einem anderen Blickwinkel – in diesem Falle Filter – betrachtet, zeigten sich all die Farben, die ja in ihrer Realität auch da sind. Ich konnte sie nur unter meiner Schlechtwetterbrille nicht wahrnehmen. Konstruktivismus am Lehrbeispiel erlebt. Wie sagte Marc Aurel so treffend: „Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab“.

Meine innere kritische Stimme hob natürlich kurz den Zeigefinger und warf ein: “So ein Quatsch – das war eine Verfremdung durch einen Fotofilter! Es war Grau und es bleibt Grau!”. Und doch waren und bleiben all die anderen Farben nun für mich wahrnehmbar. Ich schloss Frieden mit der Witterung und kehrte einige Stunden später kurzurlaubglücklich wieder heim.

 

 

Eine Antwort auf „Alles eine Frage der Perspektive.“

  1. Liebe Catharina, mir geht’s ähnlich, denn meine Stimmung ist auch oft vom Wetter abhängig. Wenn’s grau und regnerisch ausschaut, gehe ich nur widerwillig raus. Aber deine Foto-Experimente zeigen ja sehr schön, dass man ja wirklich mal durch eine ganz andere Brille schauen könnte. Letztens habe ich den Wetterfotografen Bastian Werner interviewt, der vor allem Gewitter fotografiert und dafür schon mal richtig weit wegfährt. Seine Fotos sind wirklich spektakulär – mit oder ohne Filter, das kann ich nicht beurteilen. Seit diesem Gespräch versuche ich jedenfalls, auch dem schlechten Wetter seine guten Seiten abzugewinnen.

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