Vor mehreren Wochen verbrachten ein Coachee und ich vier Coaching-Tage in einem für uns beide ungewohnten Setting in einer uns bis dato unbekannten Stadt. Ich habe meinem Klienten nun rückblickend ein paar Fragen gestellt und möchte ihn selbst hier zu Wort kommen lassen. Aus Gründen der Diskretion ist sein Name hier nicht genannt – ich bitte dafür um Verständnis.
Ich bedanke mich bei meinem Klienten nicht nur für das Vertrauen für und in unseren Coaching-Sitzungen sehr herzlich – ich danke auch für dieses ausführliche Feedback.
Und nun wünsche ich interessante Anregungen bei der Lektüre.
Sie haben sich für ein kompaktes Business-Coaching an vier Tagen in einer Stadt außerhalb Deutschlands entschieden. Worin lagen für Sie die Vorteile gegenüber herkömmlichen Coaching-Sitzungen (Doppelstunden im Abstand mehrerer Wochen?
Im Tagesgeschäft ist es zwar möglich, sich geschäftlichen Fragen für 1-2 Stunden alle paar Wochen im Business-Coaching zu stellen, um die nächsten Schritte auf dem Weg zu Lösungen zu finden, doch in der Regel kommen sehr schnell wieder Ablenkungen dazu, die den Prozess der Reflexion einschränken, ja sogar aushebeln können. Entscheidungen, Strategieänderungen, Finanz- und Budgetneuplanungen, Ressourcen- und Krisenmanagement sind dabei nur einige Baustellen, die tagtäglich bewältigt werden sollen. Durch das eigene Heraustreten aus diesem Tagesgeschäft für 4 Tage gelingt es überraschend gut, sich sowohl den Fragen des Geschäftsalltages zu stellen, diesen aber dabei dennoch selbst als Involvierter außen vor zu lassen (von Tag zu Tag wird es einfacher) und somit mit Abstand auf die Probleme zu schauen, für die während des normalen Bürotages kaum Zeit bleiben. Der Abstand zu den Details und der räumlichen Umgebung sowie der dadurch gewonnene Blick auf das Gesamtgeschehen ermöglichten es mir, den Hürden und Schwellen der anstehenden Entscheidungen so zu begegnen, um sie zu meistern, wie es im Arbeitsalltag auf Tagesbasis nicht möglich ist. Es braucht Zeit, sich aus der inneren Hektik des Tuns herauszunehmen, um trotz des Blickes für das Detail auch die Sicht auf das Gesamtbild zu erhalten bzw. wiederzuerlangen. Dafür waren diese 4 Tage Business Coaching unverzichtbar.
Hatten Sie im Vorfeld Bedenken irgendeiner Art? Falls ja, traten diese ein und wie sind Sie damit umgegangen?
Oh ja, sehr. Fragen wie „würde all das funktionieren, wenn ich nicht da bin“, „würde das Unternehmen noch ’stehen‘, wenn ich (nach nur 4 Tagen) zurückkehre“, „habe ich die innere Ruhe, 4 Tage mich aus dem Alltagsgeschäft herauszunehmen, um mir die Krisenthemen mal aus anderer Warte anzusehen“, „möchte ich es mir erlauben, diese andere Form des Coaching zu erleben, um all die Fragen zu beantworten, die bisher aufgrund der Begrenzung von 1-2 Stunden- Sitzungen nicht zur Sprache kommen können“ usw.
Wie ich mich dem stellte? Ich thematisierte all diese Punkte, inneren Zwiespälte usw. mit eben genau jener Business Coach, Catharina Wilhelm, in mehrere Vorgesprächen, die mir bereits vorab dabei half, die richtige Entscheidung für mich zu treffen, ob ich diese 4 Tage aus eigenem Antrieb heraus wahrnehmen möchte… oder eben auch nicht. Im Nachhinein betrachtet half mir genau diese Freiheit, eine Entscheidung für mich treffen zu können.
Worauf würden Sie bei einer möglichen Fortsetzung des Formats achten?
Ganz klar: die Regelmäßigkeit der Fortsetzung. Mir ist in den 4 Tagen sehr deutlich geworden, wie entspannend und entlastend es für mich als Unternehmer ist, die Themen, Fragen, Krisen usw. des Berufsalltages besprechen und mit Unterstützung des Coaches meistern zu können. Mir ist bewusst, dass dieser keine Entscheidungen für mich trifft — das widerspräche auch der Natur eines Coaches — und das ist gut so. Mir hat die intensive Arbeit gezeigt, wie sehr all die Sorgen, der innere Stress und die innere Anstrengung hausgemacht sind, da Glaubensätze, Erziehung und Konditionierungen den Unternehmer sehr schnell unter Druck setzen können, stets mehr als 100 Prozent geben zu müssen. Dies ist ein Irrglaube. Oft ist es der Blick aus einem anderen Winkel, eine Änderung der Betrachtungsweise, die aus Elefantenproblemen die Gewichtigkeit herausnehmen. Plötzlich ist ein riesiger, unbezwingbarer Berg eine Herausforderung, die in mehreren Etappen erklommen werden kann. Natürlich ist und bleibt es Arbeit, doch sie ist nicht mehr erdrückend und bedrohlich, sondern wird plötzlich machbar. Und allein durch dieses Bewusstsein steigt die Produktivität und mit ihr verbessern sich die tatsächlichen Ergebnisse, denn die Zeit wird nicht mehr mit Sorgen, Überlastung usw. verschwendet. Ein gutes, wichtiges Gefühl: Regelmäßigkeit und dadurch Sicherheit mit innerer Entkrampfung.
Klassisches Coaching oder Coaching im ungewohnten Setting – was würden Sie einem geschätzten Kollegen empfehlen? Und was Ihrem besten Freund?
Ich trenne meine Empfehlungen nicht. Ein Freund kann ein geschätzter Kollege sein und umgekehrt. Alles, was ich tun kann und werde, ist es, meine Erlebnisse und Erfahrungen weiterzugeben… wenn sie jemand hören will. Das, was ich erlebt habe und was die Erkenntnisse mit mir gemacht haben, teile ich. Dabei überlasse ich es natürlich dem anderen, also dem Zuhörer, was er mit diesen Worten tut. Er wird selbst entscheiden, ob ihm die Erfahrungen, von denen ich erzähle, dazu inspirieren, den Weg selbst für sich auszuprobieren.
Meine Empfehlung ist die Kombination aus beidem. Jede Woche im Ausland 4 Tage Coaching zu erleben wäre sicher wunderbar, aber ist i.d.R. nur schwer machbar. Es ist auch nicht notwendig. Coaching im ungewohnten Setting ist das Dessert, welches wiederkehrt und ein Genuss ist. Es bereichert ungemein, v.a. als (Initial)Zündung. Begleitet wird dieses durch die Dinge, die sättigen, also klassisches Coaching. Ich möchte keins der beiden missen, daher sage ich: nein, nicht „oder“, sondern „und“. Die Möglichkeit, jederzeit das Setting wählen zu können, welche es in jedem Moment braucht, ist die beste Möglichkeit.